1960 bis 1970 – Wirtschaftswunder & erste Modernisierungen
Mit steigendem Wohlstand wurden die Häuser größer und moderner. Flachdächer oder Walmdächer kamen vereinzelt auf, Heizungen wurden zunehmend mit Öl oder Gas
betrieben. Dämmung spielte weiterhin eine untergeordnete Rolle, Beton wurde häufiger als Baustoff genutzt. Typisch waren größere Fenster und ein offenerer Grundriss als in den 50ern.
Ein typisches Einfamilienhaus aus den Jahren 1960 bis 1970 weist oft eine solide Bauweise auf, bringt aber auch einige altersbedingte Mängel mit sich. Hier sind
wichtige Aspekte, auf die beim Hauskauf geachtet werden sollte:
1. Bausubstanz und Statik
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Mangel: Die Grundsubstanz ist oft stabil, aber ältere Betonbauteile oder tragende Holzbalken könnten
Feuchtigkeitsschäden oder Setzungsrisse aufweisen.
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Worauf achten? Risse in Wänden und Decken, besonders schräge oder breite (>2mm) Risse können auf Setzungen
hinweisen.
2. Dämmung und Energieeffizienz
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Mangel: Häuser aus dieser Zeit haben meist keine oder eine sehr schlechte Wärmedämmung (Hohlschichtmauerwerk
ohne Dämmung). Die Fenster sind oft noch aus Einfach- oder älterem Isolierglas.
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Worauf achten? Hohe Heizkosten durch schlechte Dämmung; prüfen, ob Dach, Fassade und Kellerdecke bereits
gedämmt wurden.
3. Dach und Dachstuhl
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Mangel: Häufig noch originale Eindeckung (z. B. Betondachsteine, Tonziegel), die nach 50-60 Jahren oft erneuert
werden muss. Zudem können alte Dachstühle (Holzwurm, Fäulnis) problematisch sein.
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Worauf achten? Feuchtigkeitsschäden, Schimmelbildung, Zustand der Sparren, Dachdeckung und Dämmung
kontrollieren.
4. Elektrik
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Mangel: Elektrische Anlagen sind meist veraltet (z. B. 1,5mm² Leitungen, keine FI-Schutzschalter,
Aluminiumleitungen).
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Worauf achten? Sicherungskasten, Anzahl und Zustand der Steckdosen, Kabelmaterial und Absicherung prüfen –
oft ist eine Komplettsanierung nötig.
5. Heizung und Sanitär
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Mangel: Viele Häuser aus dieser Zeit haben noch alte Öl- oder Gasheizungen, teilweise sogar
Nachtspeicheröfen. Wasserleitungen bestehen häufig aus verzinktem Stahlrohr (Rostgefahr).
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Worauf achten? Alter der Heizungsanlage (>20 Jahre meist ineffizient), Material der Wasserleitungen
(Kupfer oder Kunststoff ist besser).
6. Feuchtigkeit und Schimmel
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Mangel: Unzureichende Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit im Keller oder Fundamentbereich.
Schimmelbildung in schlecht gedämmten Außenwänden.
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Worauf achten? Keller auf Feuchtigkeit prüfen (Salzausblühungen, muffiger Geruch, Flecken an Wänden).
7. Fenster und Türen
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Mangel: Alte Fenster (z. B. Holz mit Einfachverglasung) sind energetisch ineffizient. Haustüren haben oft
keine gute Wärmedämmung.
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Worauf achten? Dichtungen, Beschläge, Isolierglas-Standard (z. B. zweifach oder dreifach Verglasung).
8. Schadstoffe
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Mangel: Verwendung von gesundheitsschädlichen Materialien wie Asbest (Dach, Fassadenplatten, Fliesenkleber),
PCB (in alten Farben und Fugendichtungen) oder Formaldehyd (Spanplatten).
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Worauf achten? Gutachten oder Schadstoffprüfungen in Betracht ziehen, besonders bei Verdacht auf Asbest oder
alte Anstriche.
9. Grundriss und Ausbaupotenzial
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Mangel: Oft kleine Räume, wenig offene Grundrisse, niedrige Deckenhöhen.
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Worauf achten? Umbaufähigkeit, statische Veränderungen möglich oder zu teuer?
Fazit:
Ein Haus aus den 1960er-1970er Jahren kann eine solide Basis bieten, erfordert aber oft eine umfassende Sanierung. Besonders Dämmung, Elektrik, Heizung und
Feuchtigkeitsschutz sind kritisch. Vor dem Kauf sollte eine genaue Prüfung oder ein Gutachten erfolgen, um teure Überraschungen zu vermeiden.